Akibel sah Rakariel im Geiste näherkommen und sprang ein Stück zurück, als der Ketzer der Länge nach hinschlug. Sie zog ihre Flügel nach oben über ihren Kopf, um sich von den Schwingen des Raphaeliten nicht die Sicht nehmen zu lassen. Der Ketzer versuchte sich freizukämpfen, doch noch bevor er sein Kurzschwert heben konnte, trat Akibel mit ihrem Fuß auf die Klinge und hielt sie dort, wo sie war.
Die Michaelitin hatte ihren Stoßdolch nun in der Hand. Knirschend fuhr er in den Schädel des Ketzers, zweimal. Dann lag der Mann für immer still.
Akibel wischte die Klinge an der Innenseite ihres Kriegsrocks ab und stand auf. Sie nickte Rakariel dankbar zu und sah sich um. Zwei der Häuser brannten, mit oder ohne Leichen darin.
"Ich danke euch. Das war ausgezeichnete Arbeit. Die Erzengel können stolz auf uns sein."
Die Michaelitin machte einige Schritte gen Norden und sah sich weiter um, die Lage sondierend. Sie lächelte. Aber leider war noch keine Zeit zum Feiern. Es mussten noch einige Kleinigkeiten erledigt werden.
"Wir können aber nicht sicher sein, ob wir hier wirklich alle Ketzer erwischt haben. Vielleicht sind schon einige in den Wald verschwunden, bevor wir ankamen, oder es sind noch einige auf dem Weg hierher. Deswegen möchte ich, dass Osariel und Lokeshiel erst einmal nicht landen. Bitte schaut euch weiter um und behaltet auch den Weg im Auge.
"Wir anderen haben noch etwas zu tun. Kuriel, bitte stecke auch alle anderen Gebäude in Brand. Ich werde das Vieh freilassen. Ketzer, die irgendwann hierherkommen, sollen weder Nahrung noch Obdach finden.
"Osariel und Rakariel, an euch habe ich eine besondere Bitte. Samiel, gibt es im Umkreis einiger Tagesreisen noch andere Dörfer und Weiler? Wenn ja, dann möchte ich, dass Osariel und Rakariel jetzt gleich losfliegen und in diesen Dörfern landen. Bitte sagt den Dörflern, dass der Herr ein Ketzernest in der Nähe von seinen himmlischen Boten auslöschen ließ, aber dass es sein kann, dass einige Ketzer sich in den Wald geflüchtet haben. Sagt den Menschen deswegen, dass sie gegenüber Fremden, die in der nächsten Woche bei ihnen auftauchen, nichts dabeihaben als Waffen und Kleidung und um Obdach oder Nahrung bitten, argwöhnisch sein sollen. Sagt ihnen, dass diese Ketzer gefährlich sind und vielleicht mit Waffengewalt drohen werden. Wenn das passiert, wird der Herrgott den Dörflern mit Wohlwollen begegnen, wenn sie die Ketzer töten. Und das Vieh, das jetzt frei durch den Dschungel läuft, soll ihres sein, wenn sie es fangen können.
"Samiel, es wäre schön, wenn du noch ein wenig hierbleibst und mit aufpasst. Und ich glaube, du hast noch ein paar Pfeile aus Ketzern zu ziehen, richtig?", meinte sie mit einem hörbaren Lächeln.
"Ja, also... so hab ich mir das zumindest gedacht. Oder habt ihr auch einen Einfall? Hab ich etwas übersehen?"
Während Akibel sprach, ging sie schon zum Gatter hinüber, um es zu öffnen und die vom Feuer aufgeregten Tiere freizulassen.
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