Die Meinung der Anderen

[Kasima]

Alyssiel zuckte mit den Schultern und schaute verwundert als Terael ihr anbot selbst Pfeil und Bogen auszuprobieren. Es war eigentlich die Sache der Urieliten und sie waren oftmals auch Stolz auf ihr Geschick mit dieser Waffe, doch warum sollte sie etwas dagegen haben? Es war etwas, dass ihre Gedanken zum schweigen bringen würde und gleichzeitig sie auf eine andere Weise im Kampf übte.
"Schaden kann es nicht, es sich mal anzuschauen", meinte sie ruhig und wandte sich in die Richtung, in der die Waffen lagerten, um sich eine zu holen. Dort gab es mehrere fein gearbeitete Bögen und auch wie von Terael berichtet auch Armbrüste. Ohne genau auf etwas zu achten, nahm sich die Michaelitin eine Waffe die zu passen schien. Einen im Gegensatz zu den Urielsbögen eine eher kleine handliche Variante, den sie gut spannen konnte und ging damit wieder zu Terael.
"Und wie geht das jetzt", fragte sie nach und wartete auf Erklärungen.

[Terael]

Terael schaute seiner Scharführerin hinterher, wie sie sich etwas aussuchte. Was sie sich dann aussuchte, war eigentlich ziemlich komisch, aber weder lachte der Urielit noch grinste er.
Stattdessen schaute er sie mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Nachdenklichkeit an. Einen Moment sah er seinen Bogen an und dann wieder den von ihr.
"Als mein Bogen ist ja schon klein, aber deiner ist...", schaute er noch einmal genau hin, "irgendwie... süß"

Er überlegte noch, ob man mit so einem Ding überhaupt einen seiner Pfeile vernünftig verschießen könnte.
"Wart mal kurz", meinte er dann und wandte sich zu einer Urielitin neben ihm um. "He Sorael, kann ich mir die Kleinen mal ausleihen?", zeigte er auf ein paar kürzere Übungspfeile.

Etwas überrascht blickte Sorael zu Terael, um dann freundlich zu nicken. "Bedien dich und gutes Training" Kurz wandte sich ihr Blick der Michaelitin zu, welche einen Bogen in der Hand hatte, vermutlich waren die Pfeile für sie.
"Danke", grinste er und schnappte sich ein paar.

Er kam mit den neuen Pfeilen wieder, behielt einen in der Hand und legte die Anderen zur Seite.
"Rechtes Bein nach vorne, in Richtung Ziel", stellte er sich neben sie und zeigte auf eine Strohpuppe vor ihnen.
"Linken Arm am Bogen, Rechten an der Sehne. Den Pfeil mit drei Fingern halten, den Finger da lang machen, den Pfeil drüberlegen, bis zur Fingerspitze anziehen, zielen und schießen"
Während er erklärte machte er das ganze vor, nur ohne zu schießen.
"Viel Erfolg"

[Kasima]

In einer Hand den Bogen den Bogen haltend kreuzte sie ihre Arme vor der Brust und schaute Terael finster an.
"Man fängt klein an, wie du vielleicht weißt"
Man konnte ihre Auswahl doch nicht einfach als süß bezeichnen, immerhin war es das erste mal für sie einen Bogen zu schießen. Sie hatte es nie für nötig gehalten, war es doch wichtiger ihre eigenen Fähigkeiten zu bessern und zu meistern, statt Fähigkeiten die in den Aufgabenbereich anderer fielen anstrengender Weise frisch zu erlenen.
In einem Kampf mit Nahkampfwaffen würde sie eher ein paar Kniffe abschauen.
Terael lies von ihr ab, um nach Pfeilen zu fragen, und lies ihr Zeit für einen schweren Seufzer.
Doch als Terael wieder da war und anfing zu erklären, gab sie sich ziemlich konzentriert und folgte seinen Anweisungen.
Es war schwieriger als gesagt, den Pfeil wie beschrieben zu halten, denn es war völlig ungewohnt für sie, doch nach ein paar ansetzten, blieb der Pfeil an rechter stelle. Nocheinmal blickte sie zu Terael um seine Haltung nach zu ahmen und ziehlte dann auf die Puppe vor sich, um kurz darauf zu schiesen.
Sie traf ihr Ziel auch wenn der Pfeil weiter unten steckte als sie eigentlich vorgehabt hatte.
Fragend blickte sie zu Terael, der sicher ihr Schuss bewerten würde.

[Terael]

"Mein Bogen war am Anfang größer als jetzt", merkte er an.
"Das war doch gar nicht schlecht", stellte er dann fest, "in den Bauch nen Pfeil zu kriegen tut ganz schön weh"

Er gab ihr noch einen Pfeil. "Denk daran, das ein Pfeil nach unten fällt, wie ein Stein, den man wirft. Wenn der Pfeil zu weit unten landet, weiter nach oben zielen"
Er legte seinen weiter an und drehte sich anders herum. "Fass den Pfeil auf der einen Seite mit zwei Fingern, dann haut er dir nicht ab. Und halt die Hand gegen die Backe, da hast du mehr Kontrolle und kannst mit dem rechten Auge am Pfeil entlang gucken"
Er machte es vor. "Da unten, wo der Kieferknochen ist", zeigte er.

[Alessiel]

Mirael ging Richtung Mensa und war in seinen Gedanken noch immer bei Alyssiel.
Es war ein gutes Zeichen das sie sich ihm so geöffnet hatte, auch wenn das nur ein Schritt gewesen war, wenn auch ein gewaltiger doch er wusste das seine Michaelitin noch einen langen steinigen Weg vor sich haben würde.

Der Gabrielit öffnete die Tür und sofort strömte ein herrlicher Geruch nach Essen in seine Nase.
Er ging zur Essensausgabe und bestellte sich eine Kleinigkeit, dann huschten seine Augen durch den Raum, es war nicht sehr voll doch ein Engel der dort saß, der etwas in einen Block kritzelte und sein Essen neben sich hatte erregte seine Aufmerksamkeit.
Mit einem ganz leichten Lächeln auf den Lippen kam der Streiter auf den Bruder zu.
"Ist hier noch frei?"

Die grünen Augen des angesprochenen wandten sich dem Gabrieliten zu und nach einem verdutzten Blick legte sich ein Lächeln auf das blasse Gesicht des Raphaeliten, das schnell zu einem frechen grinsen wurde.
"Nur wenn du mich nicht wieder umrennst."
Zwinkerte der weißhaarige Engel und bedeutete Mirael Platz zunehmen. "Nur zu Bruder setz dich."

Das ließ der Streiter sich nicht ein zweites mal sagen und nahm Platz. "Mirael." Stellte sich der kämpfende Engel vor.
Der fremde Raphaelit schob seine Zeichnung an die Seite, stützte seinen Ellenbogen auf dem Tisch ab und bettete den Kopf in die Handinnenfläche, dabei musterten die grünen Augen den Streiter interessiert. "Angenehm Mirael, mein Name ist Thorasiel."

Die hellgrünen Augen des Streiters schauten auf, ein sachtes Lächeln legte sich auf das Gesicht des Gabrieliten, er nickte und widmete sich dann seinem Essen. Ein wenig Ablenkung konnte Mirael nun wirklich gut gebrauchen.

[Kasima]

"In Ordnung", sprach Alyssiel ernst und konzentrierte sich auf den nächsten Schuss. Seine Worte über die Auswahl ihres Bogens hatten ihr zwar nicht so gefallen, doch schien sie dafür mit dem Bogen nicht ganz so schlecht zu schiesen. Sie hatte nicht viel Ahnung was Bogen anging und dann erschien ihr den, den sie angeschaut hatte einfach am richtigsten. Sie spürte wie das Holz sich in ihren Hand langsam erwärmte und sich an die Haut anschmiegte.
Sie nahm ein paar mal tief Luft und musterte ihr Ziel, schaute sich an, wo der Pfeil gelandet war und überlegte, wo sie hingezielt hatte, bevor sie nochmals die Haltung ihres Urieliten musterte.
Dann ging es wieder von vorne los.
Rechtes Bein nach vorne gestellt, Bogen mit eingelegtem Pfeil ausgerichtet und Sehne angezogen. Diesmal klappte es besser mit dem Pfeil halten, jedoch anstatt zu schiesen, lockerte die Michaelitin erneut ihre Haltung und richete sich nochmals dem Ziel aus, übte ein wenig den Pfeil an Ort und Stelle zu halten, bevor sie ernsthaft ziehlte und schoss.
Dieses Mal traf sie sogar besser und auch wenn nur für einen Bruchteil einer Sekunde erschien ein schwaches, freudiges Lächeln auf dem Gesicht der Michaelitin.
"Nächstes Ziel oder?"

[Terael]

Das sa so schlecht doch gar nicht aus, befand Terael.
"Wenn du willst", grinste Terael, "im Kampf hört man ja auch nicht auf, wenns noch was zu bekämpfen gibt"

Er steckte die restlichen Pfeile, die er hatte, neben Alyssiel in den Boden. "Und nachdem du Helmut hier schon zweimal erschossen hast, kannst du auch gern einen Anderen nehmen"
"Nur nichts, was noch atmet"

[Kasima]

"Ich habe nicht vor jemand Lebenden zu erschießen und warum gibst du den Puppen Namen?", antwortete Alyssie trocken und schaute Terael an, bevor sie sich etwas weiter nach links stellte, um die nächste Puppe richtig im Blick zu haben. Dieses Mal war die Puppe etwas weiter weg, also musste sie noch ein kleines Stück mehr über ihren Zielpunkt ziehlen.
Alyssiel übte bis alle Pfeile verschossen waren und sie langsam keine Lust mehr hatte.
Viel war passiert an dem Tag, zu viel für ihren Geschmack, doch langsam nahm selbst dieser Tag sein Ende.
Sie wusste immer noch nicht richtig, wie sie mit ihrem Ausbruch umgehen sollte, wie sie mit ihren Scharmitgliedern umgehen sollte.
"Gehen wir wieder zurück in den Himmel?", fragte sie und man sah ihr die Erschöpfung an. Körperlich war sie noch relativ fit, doch seelisch sah es ganz anders aus.

[Terael]

"Weil wir im Gegensatz zu euch nicht wirklich mit lebenden Gegnern trainieren können", sagte Terael, "und es schon im Kopf ein Unterschied ist, ob du auf einen Menschen schießt oder eine Puppe"
Er sah zu und gab ein paar Hinweise, wenn Alyssiel schoss, hielt sich aber zurück. Schließlich würde ein Michaelit wohl so oder so nie einen Bogen zur Hand nehmen.
Dann wollte sie wieder zurück. Es war irgendwie verständlich und so nickte er ebenso verständnisvoll.
"Ich will meinen noch einmal probieren", meinte er trotzdem. Immerhin hatte er sich eigentlich vorgenommen, das heute einmal zu schaffen.

Er nahm sich einen Pfeil aus dem Köcher und stellte sich auf. Er zielte recht lange und als er den Pfeil abschossen, flog er viel langsamer als die von Alyssiel, zuerst in die falsche Richtung, aber der Wind trug den Pfeil wieder in Richtung des Stammes. Und wieder prallte er an dessen Seite ab und viel wirkunglos zu Boden.
"Dann halt nicht", murmelte er etwas enttäuscht und schulterte seinen Bogen.
"Jetzt können wir"

[Kasima]

Terael wollte nochmals schiesen und Alyssiel beobachtete ihn, verwundert schaute sie, als der Urielit ganz deutlich daneben ziehlte und zwar nicht so wie sie nach oben korrigiert hatte, sondern ziehlte er weiter zur Seite, dennoch traf der Pfeil sein Ziel. Der Pfeil war einen Bogen geflogen und traf den Stamm, auch wenn er nicht stecken blieb.
"Vielleicht klappt es das nächste Mal", meinte sie leise und wandte sich zu dem Waffenverleih, um den kleinen Bogen abzugeben. Vielleicht würde sie wieder üben, aber gerade hatte sie keine Lust etwas zu tun.
"Ich bin auch fertig", meinte sie darauf und bereitete ihre Schwingen aus, um sich in den Himmel zu erheben. Der Abend brach an und langsam versank die Sonne im Horizont. Der Nieselregen hielt weiter an, jedoch waren die dunklen Wolken im Himmel immer noch nicht aufgebrochen.
Je näher sie dem Himmel kam, desto näher kam sie auch wieder den anderen, bald schon spürte sie auch Mirael wieder in ihrer Seele. Wie sollte sie ihm nach dem Gespräch auf der Wiese begegnen?
Es war schon nach ihrem Ausbruch komisch gewesen zurückzukehren und nach dem Gespräch war es nicht einfacher. Sie mochte ihre Schar, sie mochte sie wirklich, das hatte sie mittlerweile erkannt, doch änderte es nichts daran, dass sie manchmal den Wunsch verspürte sie nicht mehr in ihre Nähe zu lassen. Ihnen nicht noch mehr von ihrem Wesen zu zeigen. Es war ein Zwiespalt und Alyssiel stand mittendrin und wusste nicht auf welche Seite sie gehen sollte. Sie konnte auch zum Ab gehen und nach einer neuen Schar fragen jedoch würde sie das nicht fertig bringen. Sie konnte sich nicht wieder auf neue Engel einlassen, nicht wenn selbst der Verlust von Terael ihr so schwer auf den Schultern lag.
Still und nachdenklich landete sie auf einer der Plattformen und wandte sich in das innere des hellen Himmels.
"Gehen wir noch ins Bad und trocknen uns?", fragte sie und blickte das erste Mal wieder zu Terael.

[Terael]

"Ja, wenn ich Scriptura hab, vielleicht", murmelte er und machte sich bereit, zurückzufliegen. Er wäre gern noch ein paar Runden um den Himmel geflogen, aber er wollte Alyssiel auch gerade nicht allein lassen. Also flog er ihr einfach hinterher, schüttelte die Flügel auf der Plattform aus, bevor er hineinging.

Sie sah irgendwie nachdenklich aus, und er wusste nicht so recht, ob das gut oder schlecht war. Ob es ihr jetzt wieder besser ging? Er war selbst ziemlich böse zu ihr gewesen, aber er dachte, das würde ihr manchmal helfen. Aber richtig sicher war er sich ebenso wenig, wie er danach fragen wollte.

"Ins Bad, ja, mhh", trugste Terael. Er war Urielit, Regen war was normales. Und draußen war es warm, da trocknete man von ganz Alleine. Aber das genügte wohl weniger michaelitischen Empfinden.
"Ja, machen wir", meinte er dann aber.

[Kasima]

Terael bejahte ihre Fragen und Alyssiel nickte verstehend. Das war gut, so konnte sie den anderen noch etwas länger aus dem Weg gehen und doch nicht allein sein. Eher still trat sie voraus, schüttelte ihre nassen Flügel aus, bevor es in die langsam leerer werdenden Gänge ging, der Abend brach an und langsam hielt die Nacht Einzug in die Welt.
Was wohl Terael gerade dachte?, kam ihr der Gedanke, während sie die Tür ins Bad der Engel öffnete, um Terael hinein zu lassen.
"Was denkst du gerade?", sprach sie aus und blickte fragend ihren Urieliten an, während sie nach ihm hineintrat.

[Terael]

Terael trottete seiner Michaelitin eher nachdenklich hinterher und machte sich auch nicht die Mühe, sich mehr oder weniger schon jetzt abzutrocknen.
Und dann, als sie da waren, fragte sie diese komische Sache.

"Ja, weiss auch nicht so recht...", murmelte er und nahm sich dann ein Handtuch. "In der Ausbildung hat man uns alles mögliche beigebracht, wie man schießt und auf was am besten, welche Pflanze wie heißt, was sie tut, wie man sich versteckt und verhält, Urieliten brauchst du nur nen Ort zu nennen, und die wissen sofort, wo das ist und wielange man dahin braucht, aber keiner hat ein Wort darüber verloren, was Freund eigentlich bedeutet und was man macht, wenn einer mal Hilfe braucht"
Er sah Alyssiel gar nicht an, als er redete, ganz so, als würde es um jemand Anderen gehen. "Ich mein... ist in Ordnung, mal ne Ohrfeige zu geben, den mal anzuschreien, wenn er nicht merkt das er eigentlich Blödsinn macht? Ist das nicht irgendwie komisch, zu versuchen, demjenigen nen Bogen in die Hand zu drücken und zu sagen "mach mal", auch wenns kein Urielit ist? Keine Ahnung. Aber es wär ganz gut gewesen, wenn einem das einer beibringt, schließlich haben sie ja auch die ganze Zeit von Zusammenhalt geredet und so..."