[3] - Der letzte Kampf

Das Forum von Auriel Schar. Hier findet ihr Charbögen, Besprechungen und die Spielrunde der Schar.
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Terael
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Terael » 05.04.2013 - 22:43

Offensichtlich wirkte das Gift gerade. Zumindest bekam der Raguelit gerade recht große Probleme.
Und auch Miriel schien eher außer Gefecht, zumindest taumelte sie eher und der Angriff auf Auriel sah eher nach einer Verzweiflungstat aus.

Aber damit war auch Auriel am Ende seiner Kräfte. So blieben nur noch zwei. Und jemand, der gleich sterben würde.
Terael erinnerte sich an gerade eben. An Miriels Entscheidung und die Reaktion des Fremden.
Ob er eine Chance verdient? Eine Gelegenheit zur Sühne? Nicht wieder einen solchen Fehler bei einem seiner Geschwister machen.

"Sigjael!", rief Terael auffordernd und kam den Beiden näher.
Mit gespannten Bogen stellte er sich hinter den Streiter und berührte ihn mit dem Arm. "Warte...", sagte er leise bittend.

Er ging zur Sicherheit etwas zur Seite und ziehlte auf die Brust des Fremden Engels. Würde er jetzt loslassen, dann wäre es höchstwahrscheinlich tödlich.
Und auch der Gabrielit hielt nur inne, bereit, wieder zuzuschlagen.
"Leg deine Waffe hin", sagte er so ruhig es ging, "ich will dir einen Vorschlag machen"


das 7. arkanum: der schöpfer
Aufrechte Bedeutung: Triumph
Wandel, Bewegung, Wachstum, Evolution, Fortschritt, Gelegenheit, Erforschung, Reise, Stimulation, Aktivität, Beförderung, Eroberung, Bollwerk gegen die Versuchung

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Kasima
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Kasima » 13.04.2013 - 23:42

Sigjael schreckte zurück. Die Schwertspitze hielt genau vor der Brust des Ragueliten. Es wäre sicher der Tod des Ragueliten gewesen, wenn der Schlag vollendet gewesen wäre, doch machte es einen guten Kämpfer aus rechtzeitig stoppen zu können. Mit Kraft durchschlagen konnte jeder der keine Angst hatte sich dabei zu verletzen, doch anzuhalten bedarf eine Vielzahl an Übungen.
Das Schwert blieb auf seinen Gegner gerichtet, doch seine Augen wandten sich fragend Teraels zu. Allein sein Befehlston hatte ihn zurückgehalten den Schlag auszuführen, doch seine nächsten Worte verwirrten ihn. Was wollte er dem Engel unterbreiten? Er hatte den Tod verdient und auch der Himmel würde nichts anderes von ihm verlangen, außer wahrscheinlich sein Wissen aus ihm herausholen zu wollen. Sein Blick wechselte wieder zum fremden Engel, der stumm und unbeteiligt dastand und immer noch seine klaffende Wunde mit einer seiner Händen zuhielt.
Die andere hielt noch immer seine Waffe erhoben, welche leicht zitterte.
Er ignorierte die Worte des kleineren Urieliten und blickte nur den Streiter auf stumme Weiße an.
Kämpf
Sigjael verstand die stumme Sprache aus seinen Augen, die so seiner eigenen entsprach.
Der Raguelit war bereit zu sterben und wollte nur noch gehen, das war sein Wunsch.
"Nein", antwortete Sigjael nur zu Terael und nickte leicht dem Ragueliten zu.
Im Blitzschlag einer Sekunde schoss der Streiter nach vorne und schien den Ragueliten, ohne dass er wirklich reagieren konnte in eine tödliche Umarmung zu schliesen. Knochen bohrten sich in das Fleisch des alten Engels, in die Brust, Arme und Beine, während der Engel seinen letzten Atemzug tat. Die fremdartige Waffe fiel klirrend aus den Händen des altem Kämpfers und blieb regungslos liegen.
Kopf an Kopf war Sigjael mit dem Ragueliten und blickte ihm weiter in die Augen, während sie sich langsam trübten.
"Gute Nacht, Bruder. Auf bald", flüsterte er leise.
Selbst wenn sein Geist verwirrt gewesen war, selbst als er den Zorn Gabriels auf sich zog, als er die Schar angegriffen hatte, er war ein Engel des Herrn gewesen. Ein Bruder, der Schlachten gekämpft hatte, der gegen Traumsaat gekämpft hatte, Gewinne und Verluste erleben musste und alles für diese Welt eingesetzt hatte. Er würde seinen Weg nach Hause finden, seine Seele würde heilen und an der Seite des Herrn über sie wachen.
Die leere Hülle erschlaffte in den Armen des Streiters, während sich seine Dornen wieder zurückzogen.
Es war schmerzhaft und brannte, doch verzog der Gabrielit keine Miene, als er vorsichtig den Ragueliten zu Boden legte und die leeren Augen schloss. Dann richtete sich der Todesengel wieder auf und wandte sich um, blickte zu Terael. "Er wollte es so", sagte er nur. Es gab kein andere Grund für seine Handeln, außer dass es das richtige gewesen war. Blut bedeckte den Körper des Streiters, ebenso spürte er ein lähmendes Zucken in einem seiner Flügel und ein Brennen in seiner Schulter, doch störte er sich nicht weiter daran. Es gab wichtigeres.
"Schau nach Andariel", wies er Terael an, während er selbst sich zu Miriel und Auriel drehte.
"Es ist vorbei", sprach der Streiter mit fester Stimme, sodass es sicher auch die beiden angeschlagenen Engel verstehen würden. "Es war sein Wunsch"
Sein Schwert hielt er gesenkt, doch würde ihn nichts aufhalten Miriel zu stoppen, wenn sie etwas gegen Auriel tun würde. Der Schein der Flammen spiegelten sich in den dunklen undurchdringlichen Augen des Streiters.

Karte: : Herrschaft
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Samuel
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Samuel » 15.04.2013 - 11:56

Miriel sackte zu Boden. Sie landete auf ihren Knien inmitten von Scherben und betrachtete, wie ein rotes Rinnsal sich seinen Weg entlang der Fugen des gefliesten Bodens auf sie zu suchte. Sie hatte, wenn auch verschwommen, mit angesehen, wie der Raguelit, für den sie gewillt war, ihre Waffe gegen ihre Schar zu richten, von hunderten Dornen durchbohrt worden war...
Das war zu viel für sie.

"Es war kein gnädiger Tod, den du unserem raguelitischen Bruder hast zuteil werden lassen.", sprach sie leise, aber hörbar.

Sie fasste ihr Schwert wieder fester und während sie sich in den Najadensitz hinabsinken ließ, fügte sie hinzu: "Ich werde nicht mehr gegen euch kämpfen, aber ihr werdet mich auch nicht zur Läuterung wegschaffen."

Mit diesen Worten setzte sie die Spitze ihres Kurzschwertes zwischen zwei Rippenbögen auf ihrer Brust auf.

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Alessiel
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Alessiel » 15.04.2013 - 12:33

Auch Auriel hatte mit entsetzen mitangesehen wie die Dornen seines Gabrieliten den grauen Engel durchbohrten.
Doch sein Geist hatte keine Chance sich um genau diese Situation gerade Gedanken zumachen, zu entscheiden was richtig oder falsch war.
Denn Miriel tat das was sein Herz fast zum Stillstand brachte und das Blut in seinen Adern gefrieren ließ.
"Nein!"

Mit Verzweiflung und Angst um seine Urielitin richtete sich der Michaelit langsam auf, der Schock in seinem Körper gab ihm plötzlich Kräfte die er nie für möglich gehalten hatte.
Er stand Miriel genau gegenüber, blutete am ganzen Körper doch brachte der Michaelit noch immer ein mitfühlendes Lächeln zustande.
"Bitte Miriel, tu das nicht. Niemand wird dich läutern, das verspreche ich, niemand wird etwas sagen, das hier war eine Situation auf die uns niemand vorbereitet hatte. Und ich verspreche dir beim Herrn niemand wird dich läutern."

Vorsichtig breitete der Michaelit die Arme aus und begann warm, ehrlich und liebevoll zu Lächeln.
"Komm zu mir Miriel, ich bitte dich,...lass es so nicht enden. Weißt du noch die Umarmung?...Du hast mir vertraut und ich bitte dich es noch einmal zu tun. Ich verspreche dir beim Herrn, niemand wird dich läutern das werde ich nicht zulassen."
Tränen perlten über seine Wangen, doch seine Stimme und seine Augen sprachen so viel Wahrheit aus, niemals würde er einen Engel einfach so läutern lassen. Die Welt und die Menschheit brauchte jeden einzelnen Engel im Kampf gegen den Herrn der Fliegen. Niemals würde er so einen Weg gehen, niemals würde er einen seiner Engel läutern lassen..

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Terael
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Terael » 15.04.2013 - 16:18

Terael drehte sich schnell von den beiden weg. Er konnte nicht verhindern, es zu hören, aber sehen brauchte er es nicht.
Es fühlte sich schlecht an. Nicht so schlecht, wie vor noch gar nicht langer Zeit auf irgendeinem Bauernhof in der Normandie, aber schlecht genug, daß man sich irgendwie ekelt. Vor sich selbst.

Er ließ den Kopf auf die Brust sinken und schloss die Augen. Er erinnerte sich daran, was ihm mal jemand gesagt hatte, daß man sich dieses Gefühl immernoch etwas aufheben konnte, wenn man wollte, und er musste. Sobald sie wieder unter freiem Himmel waren, es Auriel, Miriel und Andariel wieder besser ging, dann konnte er sich damit auseinandersetzen. Schau nach Andariel, hallte es in seinem Kopf wieder, Schau nach Andariel

Er achtete darauf, nicht zu Sigjael und den Ragueliten zu sehen. Er konzentrierte sich auf seine Raphaelitin, ihr zu helfen. Nur daß Miriel irgendetwas sagte, daß er erst ein paar Sekunden später richtig begriff. Langsam drehte er sich zu ihr um und sah sie an, ihr Schwert auf der Brust und Auriel, wie er sie anflehte.

Wenn sie das jetzt tat, fragte er sich selbst, für welche seiner Taten soll das dann die Strafe sein? Daß er auf seine eigene Schar geschossen hatte?

Er würde jetzt gern zu ihr gehen und irgendetwas sagen, was sie davon abhielt, zu tun, was sie wollte, aber da war nichts zu machen. Er stand nur dort und sah resgniert und traurig ins Leere. Darauf konnte ihn selbst die Freundschaft mit einer Spirerin nicht vorbereiten.
Was wird dann? Ironischerweise dachte er dabei gar nicht so sehr an sich. Er dachte daran, wie Auriel damit umgehen würde. Oder Andariel. Und an noch jemanden, der an der ganzen Sache eher unbeteiligt gewesen war.
"Soll ich mich um dein Frettchen kümmern?"

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Kasima
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Kasima » 16.04.2013 - 19:37

Schockierte Augen blickten ihn an, oder wandten sich von ihm ab. Kühl blickte der Todesbote zurück. Es war der schnellste und schmerzlosester Tod, dem er zustande gewesen war. Wenn der Streiter weiter normal gekämpft hätte, wären sie wahrscheinlich immer noch dabei und der Raguelit musste noch mehr Verletzungen auf sich nehmen, ehe er seinen letzten Atemzug getan hatte.
Er hörte wenn auch nur leise die Worte der Urielitin und blickte sie förmlich durchdringend an.
Was wäre sonst ein gnädiger Tod gewesen, als es schnell zu beenden?
"Er wäre sicher nicht dankbar, wenn du ihm folgst", sagte er kühl und wandte sich von dem Bild ab. Er würde nichts tun können. Sie würden ihn sowieso nicht verstehen, nicht in diesem Moment, das hatte er in ihren Blicken gesehen.
Dann fiel ihm doch noch etwas ein.
"Du hattest eine Aufgabe, bevor wir uns trafen, die solltest du beenden. Der einzige der geläutert werden würde ist schon auf dem Weg zum Herrn"
Sachlich kamen die Worte aus seinem Mund. Ganz anders wie die gefühlsgetränkten aus Auriels.
War Miriel so feige, dass sie ihren Standpunkt nicht vertreten konnte, oder hatte sie den Glauben an der Richtigkeit ihrer Tat verloren, dass sie sich selbst läutern wollte? Es hatte nie geheißen, dass man Miriel dafür richten würde.
In diesem Fall gab es aus dem Standpunkt Miriels kein richtig oder falsch. Sie hatte nicht gesehen, was der Raguelit getan hatte.
"Wach auf Miriel, dich will keiner tot sehen, außer du selbst"
Sigjael sah wie Terael starr zu Miriel sah und fast vergaß zu atmen.
"Terael, du wolltest nach Andariel sehen", sagte er weiter kühl.
Der Streiter war zwar ein ruhiger und eher friedlicher Geselle, doch auch ihn schien das ganze Geschehen ziemlich zu aufzuwühlen.

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Samuel
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Samuel » 18.04.2013 - 10:40

Miriel dachte bei Teraels Worten an ihren kleinen Begleiter. Seltsam klar entschied sie, dass das Frettchen auf sich selbst würde aufpassen können. Ganz leicht schüttelte sie den Kopf.
Sigjaels verständnislose Worte gingen an ihr vorbei und sie schaute nur Auriel an. Kaum ein Ton kam heraus, als ihre Lippen "Es tut mir leid." formten. Ihre kleinen Finger umfassten den Griff ihres Keramikschwertes fester. Sie löste die Spitze für einen Moment von der Haut, auf der sich ein kleiner Blutstropfen bildete, ihre Muskeln spannten sich für den Stoß an, sie schloss die Augen und ... Sigjael sagte: "Wach auf Miriel, dich will keiner tot sehen, außer du selbst"

Miriel hielt inne. Sie öffnete die Augen und blickte Sigjael verwundert an. Im nächsten Moment wandelte sich dies in einen traurigen Gesichtsausdruck.
Erschöpft sagte sie: "Vielleicht keiner von euch. Weil ihr immer noch meine Geschwister seid. Aber daheim im Himmel wird ein Prälat sich die Liste meiner Verfehlungen ansehen und entscheiden, dass ich die Linie überschritten habe und geläutert werden muss."

Sie sah hinüber zu dem namenlosen Ragueliten und wieder war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Nein, ich sterbe hier, Seite an Seite mit meinem Bruder, für den ich mein Leben gegeben habe, als ich die Waffe gegen meine Schar richtete. Mögen der Herr und die Erzengel über mich richten und wir einander einst wiedersehen."

Zum Schluss hin hatte ihre Stimme wieder an Kraft gewonnen, sie hatte sich etwas aufgerichtet und den Schwertgriff wieder fester umfasst.

Sie wusste nicht, ob noch jemand etwas zu ihr sagte. Sie schloss die Augen und damit auch den Rest der Welt aus ihrer Wahrnehmung aus.

Ein letztes Mal hob sich ihr Brustkorb, dann zog sie die Klinge zu sich heran.

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Kasima
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Kasima » 18.04.2013 - 16:33

Sigjael schreckte zurück zu Miriel. Seine Augen schienen funken zu sprühen. Was hörte er da?
"Miriel! Sag mal, wie hast du dir das vorgestellt?!" fing er wütend an und merkte wie seine Worte ignoriert wurden. Stattdessen setzte Miriel zur letzten Tat an und
verletzte sich tödlich.
Sigjael wurde rasend.
"DU VERDAMMTE URIELITIN. DU WARST NIE EIN OFFIZIELLES MITGLIED! KEINER WUSSTE, WAS VON DEINEN TATEN. DU HATTEST EINE ANDERE AUFGABE. HAST DU DAS VERGESSEN?!"
Sigjael sprang zu Urielitin und zog sie an der Kehle nach oben, zwang ihren Kopf in seine Richtung.
Selbst mit dieser Verletzung war sie nicht sofort tot.
"WIR HÄTTEN DICH VERDAMMT NOCHMAL GEDECKT. WAS HAST DU DIR VORGESTELLT, ALS DU DEN RAGUELITEN RETTEN WOLLTEST, HM?!
IHN HÄTTE DAS GLEICHE SCHICKSAL ERWARTET,WENN NICHT SOGAR SCHLIMMER, ALS DEINES UND IHM WOLLTEST DU DAS ANTUN?"

Der Körper der Urielitin erschlaffte und hing leblos an seinem Arm. Keine ANtwort würde kommen.
Wütend schmiss er den Körper gegen die Wand. Ihm war es gerade egal, was die anderen dachten.
"Na will noch jemand eine Gratis reise, zum Herrn?! Wollen wir uns am besten alle umbringen?! Ich kann es auch gern so aussehen lassen, dass uns der Raguelit getötet hat, damit keiner von euch sein Gesicht verliert!"
Wütend funkelte er den Rest an.
"Na Auriel? Interesse? Soll ich Andariel gleich hinterherschicken, wenn sie nicht schon auf dem Weg ist?!"
Drohend hielt er sein Schwert und zitterte am ganzen Körper.
Es fühlte sich an, als würde er innerlich platzen.
Zuletzt geändert von Kasima am 19.04.2013 - 08:58, insgesamt 1-mal geändert.

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Alessiel
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Alessiel » 18.04.2013 - 23:39

Wie in Zeitlupe sah er den Bewegungen der Urielitin zu, alles in ihm fühlte sich so taub an.
Der Michaelit wollte so viel auf einmal tun, sie von ihrem Tun abhalten, sie bei der Hand nehmen ihr noch einmal sagen das alles gut werden würde denn sie würden das zusammen schaffen, doch tat er nichts....war wie gelähmt.
Immer mehr Tränen flossen seine Wangen herunter und ein tiefer Schmerz hatte sich in seine Brust gegraben.
Und dann stach sie zu...

Auriel hörte dumpf einen kehligen Schrei, eine verzweifelte Stimme. Es war seine eigene.
Doch als der Michaelit seinen Körper wieder spüren konnte und hätte weiter eingreifen können, sprang sein Gabrielit nach vorn und packte die Urielitin.
Mit entsetzen sah er dabei zu wie der Streiter des Herrn die Fassung verlor und sich in Wut und Hass erging.
Erneut war kein Gefühl mehr in seinem Körper zu spüren, nichts...einfach nichts.
Doch wie von Geisterhand stürzte der Michaelit nach vorn und seine Hände griffen nach dem starken Arm des Gabrieliten, doch war das alles vergebens, er war zu stark.
"Lass das....Sigjael! Nicht! Hör auf! Lass sie!"
Doch seine heiseren Rufe nützten nichts, wurden nicht erhört.
Auriel blickte in das Gesicht der sterbenden Urielitin und fühlte wie ihm der Boden unter den Füßen gerissen wurde.
Sigjaels Wut jedoch kannte keine Grenzen und so schleuderte er Miriel von sich, die dumpf auf den Boden aufschlug.
Wie erstarrt konnte Auriel nur dabei zusehen...war völlig machtlos...nur zusehen...

Die Hände des völlig verzweifelten Michaelitens rutschten kraftlos von dem Arm des Streiters ab.
Plötzlich richtete sich der ganze Zorn des Gabrieliten gegen seine Schar und ihn, die zweite Seele des kämpfenden Engels erhob sich drohend.
Das holte Auriel aus seiner Starre heraus und auch er fühlte plötzlich eine Wut in sich aufsteigen, doch war sie anders als die leidenschaftliche Wut die ihn beim Ragueliten ergriffen hatte.
Bei den letzten Worten des Streiters zersprang plötzlich etwas in dem Michaelit, wie ein Spiegel der in tausend Scherben zerbarst.
"LASS ANDARIEL AUS DEM SPIEL!"
Kalte Wut hatte ihn gepackt, seine Stimme war voller Zorn und hatte einen dunklen gefährlichen, angsteinflößenden Klang der durch Mark und Bein ging, wie von allein ballte sich die Faust des Michaeliten, mit viel Kraft und mit viel Zorn holte der Michaelit aus und schlug Sigjael die geballte Faust direkt ins Gesicht, er fühlte die Wucht des Schlages nicht, nicht einmal den Schmerz in seinem Handgelenk. Doch einmal war nicht genug ein weiteres Mal traf die Faust das Gesicht des Gabrieliten.
Dann jedoch hielt er inne und nahm die Hand zurück, seine grünen Augen die nun völlig dunkel geworden waren durchbohrten den Streiter regelrecht.
"HALT DEN MUND DU NARR! ICH BIN DEIN MICHAELIT UND BEFEHLE DIR AUFZUHÖREN! NIEMAND RICHTET ÜBER EINEN ANDEREN ENGEL, NUR DER HERR SELBST TUT DAS! DU VERDAMMTER NARR HALT DIE KLAPPE ODER ICH SCHLAGE NOCH EINMAL ZU! ANSCHEINEND IST DAS DIE EINZIGE SPRACHE DIE DU VERSTEHST! REIß DICH IM NAMEN DES HERRN VERDAMMT NOCHMAL ZUSAMMEN!"
Auriel brauchte sich nicht auf seine göttliche Macht zu konzentrieren, so sanft und warm seine wirkliche Stimme jedesmal klang, so düster, gefährlich und kalt Klang sie jetzt. Als wäre der Michaelit plötzlich ein ganz anderer Engel.

Mit Verachtung im Blick wandte sich der Michaelit ab und wankte auf Miriel zu. Warf sich neben sie auf die Knie und zog den leblosen Körper in seine Arme.
Kalt war die Haut der Urielitin...so kalt.
Zittrig atmete der Michaelit ein und wieder aus, doch dann plötzlich konnte er nicht mehr,...es ging einfach nicht mehr, seine Nerven lagen blank und aufeinmal begann der goldene Engel bitterlich zu weinen. Hielt die Urielitin fest in seinen Armen und vergrub das Gesicht in ihren Haaren.
Der Michaelit wusste nicht mehr weiter, es ging einfach nicht mehr weiter...
"Gott....nein....Gott...was habe ich getan?"
Sein Schluchzen war heftig und er hob den Kopf wieder um einmal laut zu schreien, dabei immer noch den leblosen Körper der Urielitin in seinen Armen haltend. "GOTT! WAS HABE ICH GETAN? WARUM?"
Wieder schrie der goldene Engel verzweifelt und völlig mit Nerven am Ende dann vergrub er sein Gesicht ein weiteres Mal in Miriels Haare.
"Sie ist so kalt...so kalt...so kalt...so kalt.." Sein ganzer Körper bebte regelrecht und aus der Kehle des Michaeliten kamen nur noch heisere leise verzweifelte Schreie die in einem Tränenschwall erstickt wurden.

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Terael
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Terael » 19.04.2013 - 18:45

Terael hatte gerade noch eine Idee, vielmehr eine Bitte, einen kleinen Hauch Hoffnung, etwas tun zu können, und sei es auch nur eine Kleinigkeit. Aber da war es schon zu spät. Er war zu spät.
Nur diesmal auf andere Art und Weise.

Er stand regungslos da und schaute auf Miriel. Ob er sie wirklich ansah oder nur ins Leere schaute, war gar nicht mehr wichtig. Er war erstarrt im Geist und Körper. Man könnte nicht mal sagen, ob er noch atmete.
Das Einzige, was sich bewegte und von Leben zeugte waren seine Augen, die der Urielitin folgten, als Sigjael seine Wut an ihr ausließ. Was er schrie, hörte er nicht oder es drang nicht zu ihm durch.
Was Auriel schrie ebensowenig, das alles war so weit weg von ihm, daß die Engel um ihn herum zu irgendwelchen Wesen wurden, die irgendetwas taten, was ihn nichts anging.

Sie war tot. Durch eigene Hand. Er sah sie an. Er müsste traurig sein, oder wütend, aber das war er alles nicht. Er war gar nichts. Keine Gefühle, keine Gedanken.
Oder alle zur gleichen Zeit.

Als Auriel wieder zu der toten Schwester ging, regte sich Terael plötzlich wieder. Er drehte sich um, hockte sich neben Andariel, legte seinen Bogen zur Seite, betrachtete sie, prüfte, ob sie atmete, ihr Herz schlug.
Aber es war nicht sein eigener Wille. Wie eine Maschine handelte er und wie eine Maschine sah er auch aus. Tu das, was dir befohlen, denke nicht, frage nicht, und wenn du fertig bist, warte, bis du eine neue Aufgabe bekommst.

Ob das Ketzerei war? Wie eine Maschine zu sein? Ein verbotenes Ding, das Unheil brachte und zerstört werden musste?
Oder war es Gottes Wille, der ihn lenkte? Hat sein Wille auch Miriel handeln lassen?

Er überprüfte Andariels Hände, die die Waffe des Ragueliten umfasst hatten, als es passierte und ließ sie achtlos wieder fallen.
Dann holte er etwas Wasser aus seiner Tasche und träufelte ein paar Tropfen in den Mund und auf das Gesicht. Dann erstarrte er wiederum und schaute Andariel an, wartete, daß irgendetwas passierte.

Carian
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Carian » 19.04.2013 - 21:09

Ein gleichmäßiger Herzschlag in einem Meer dumpfen Schmerzes. Es dauerte eine Weile, bis Andariel begriff, dass es ihr Herzschlag war und ihr Körper, an dem alles weh tat. Dann jedoch versuchte sie sich zu konzentrieren, ihre Mächte auf sich selbst anzuwenden, denn noch war sie nicht bereit, zu Gott zurück zu kehren.

Um sie herum waren Geräusche, Stimmen, die durcheinander schrien, ohne dass sie verstehen konnte, was sie sagten. Aber es war ihr auch egal. Ihre Mächte ließen sie in wohltuender Wärme treiben, während ihr Körper zu heilen begann.

Dann war jemand neben ihr, nahm ihre Hände, ließ sie fallen. Andariel brummte unwillig. Wussten sie denn nicht, dass sie es nicht mochte angefasst zu werden? Das Wasser dagegen nahm sie gierig auf und öffnete schließlich die Augen, blinzelte in der plötzlichen Helligkeit. "Hallo
Terael", lächelte sie schwach. Dann versuchte sie den Kopf zu drehen. Weinte da jemand? "Was ist passiert?"

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Kasima
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Kasima » 21.04.2013 - 12:38

Seine Wut richtete sich gegen alles und jeden. Es war als würde er innerlich verbrennen und alles mit sich ziehen.
Hätte jetzt Auriel, oder Terael seine Zustimmung geäußert. Er hätte sie alle umgebracht. Sigjael hätte ohne einen klaren Gedanken zu fassen jeden von ihnen zum Herrn gesandt. Wie ein Monster, dessen Ketten man gelöst hatte, würde er über alles und jeden herfallen und erst wenn er wieder zu sich gekommen wäre, würde er begreifen, was er getan hat.
"Lass Andariel aus dem Spiel..." äffte der Streiter nach und blickte weiter funkelnd seinen Scharführer an, doch weiter kam er nicht. Plötzlich spürte er einen starken Schmerz im Gesicht und taumelte etwas nach hinten. Auriel wagte tatsächlich ihn zu schlagen? Er fing sich wieder und holte für einen Gegenschlag aus, doch traf ihn den nächsten Schlag. Alles um ihn herum schien sich zu drehen, während er von seinem Scharführer angeschrien wurde.
Idiot, alles kranke Idioten hier! Er hatte es zu Ende gebracht und was erntete er dafür? Nichts als schockierten Abstand und dann diese Miriel, diese feige Miriel, die dachte sie könne selbst bestimmen, wie, wo oder wann sie zum Herrn gehen sollte! Was brauchte es überhaupt noch, wenn die Welt sowieso in den Händen des Feindes war. Wenn er sie so verwirren konnte, dass sie sich von selbst umbrachten?!
Allein die Worte Auriels hielten ihn davon ab, weiter provokante Sachen zu sagen, dennoch brodelte es noch ihn ihm, wie kochendes Wasser. Er ertrank in seinen Gefühlen und konnte nichts dagegen ausrichten.
Er musste sich an einem Tisch abstützen, dass er nicht hinfiel und spürte wie Blut von der aufgeplatzten Haut hinunterrann und sein linkes Auge anschwoll.
Zitternd blieb er stehen und blickte seinem Scharführer hinterher, der Miriel beweinte. Warum sollte man sie beweinen? Sie hatte es selbst gewollt... Diese ...
Der Gabrielit biss sich auf die Lippen und knurrte leise.
Auriel schrie verzweifelt die Seele aus seinem Leib und erst jetzt schien der Streiter langsam wieder zu sich zu kommen. Wie ein Wecker klingelten die Schreie in seinen Ohren und hallten nach.
Es war sein Scharführer, denjenigen dem er dienen sollte und die anderen waren seine Schar gegen die er sich gestellt hatte. Mit dem heilen Augen blickte er sich alles an. Terael, der sich wie gesagt um Andariel kümmerte, Auriel, wie er wimmernd die Urielitin festhielt und den toten Ragueliten unter dem sich eine größer werdende Blutlache bildete, das langsam das Blut der Urielitin erreichte und sich mit diesem vermischte.
Sie waren krank, alle waren sie krank. Der Raguelit hatte mehr Unheil angerichtet als man hätte vermuten können.
Der Gabrielit spürte wie die Dunkelheit um sich griff und alles in die Tiefe ziehen wollte. War der Kampf für den Herrn wirklich so aussichtslos?
Irgendwas musste man tun, um sie alle von diesem Ort wegzukriegen, welcher es schaffte sie alle durchdrehen zu lassen.
Der Streiter löste sich von dem Tisch. Selbst wenn er es nicht gutheißen konnte was die Urielitin getan hatte. Ihr Körper sollte dennoch nicht in diesen metallenen Gemäuern bleiben, genauso wenig wie der des Ragueliten. Man musste sie rausschaffen.
Sigjael versuchte zu überlegen und blickte um sich. Neben den Tischen gab es auch Rollwagen. Vielleicht war das eine Lösung. Langsam ging er zu der Leiche des Ragueliten, hob sie vorsichtig und legte sie so gut es ging auf den Wagen. Dann fuhr er es neben Auriel und der Urielitin.
Er sagte nichts und blieb nur stehen. Er hatte nicht das Recht Worte zu äußern, nicht nachdem was passiert war.
Auriel reagierte nicht, er saß da und wiegte den toten Körper, als würde er hoffen, dass sie nur schlafen würde.
"Auriel...", sagte er langsam und spürte wie ihm innerlich übel wurde. Es hätte nicht passieren dürfen. Er hätte einen kühlen Kopf bewahren müssen, wie sonst auch...
"Sie sollten raus hier..."
Er sagte es eindringlich und deutlich, sonst würde der Michaelit es nicht hören, auch wenn es ihm dabei nicht wirklich gut ging.

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Alessiel
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Re: [3] - Der letzte Kampf

Beitrag von Alessiel » 22.04.2013 - 14:15

Auriel hielt den leblosen Körper der Urielitin wie verzweifelt umklammert als würde noch eine einzige kleine Chance bestehen das sie wieder erwachen würde.
Völlig in seiner eigenen Welt gefangen und nicht zurechnungsfähig hörte der goldene Engel nichts um sich herum. Nahm nichts wahr außer diesen tiefen Schmerz einen weiteren Engel verloren zuhaben. Nicht einmal die physischen Schmerzen die vorher noch durch seinen Körper gezuckt hatten oder die blutende Platzwunde an seiner Stirn holte ihn ins hier und jetzt zurück.
Er wiegte Miriels leblosen Körper leicht hin und her, weinte dabei bitterlich und fühlte die ganze Schwäche die wie ein schwerer Vorhang aus Blei auf ihm lastete. Er wusste nicht mehr weiter nicht mehr ein noch aus. Nichts aber auch wirklich nichts nahm der Engel um sich herum war außer Miriel die leblos in seinen Armen lag.
Völlig gefangen in seiner eigenen Welt blieb er so sitzen, reagierte nicht und hatte noch immer sein Gesicht in Miriels Haar vergraben.
Erinnerte sich an den Geruch als sie ihn umarmt hatte, als sie noch lebendig war und nicht wie jetzt kalt und völlig leblos und nach Blut roch.
Es war seine Schuld. Auriel hatte Miriel nicht retten können, sie nicht davon überzeugen können weiter an seiner Seite zu bleiben.
Nichts war für die Ewigkeit das wurde dem Michaeliten bewusst, nichts war für immer.


*Karte: Verfall*

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