Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Das Forum von Keranels Schar. Hier findet ihr Charbögen, Besprechungen und die Spielrunde der Schar.
Kuniel
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Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Kuniel » 09.09.2015 - 22:14

14.01.2657

Oslos Himmel war eine Ansammlung schwerer, dunkler Wolken, die rasch vom rauen Seewind ins Landesinnere getrieben wurden, nur ab und zu den einen kurzen Moment des Sonnenscheins hier und da erlaubend. Aber unter den Wolken erstreckte sich das beständige Bollwerk der ramielitischen Feste mit dessen Kathedrale im Zentrum, obwohl deutlich sichtbar war wie das Zeltlager der Flüchtlinge vor den hohen Steinmauern selbst innerhalb der der zwei Tage größer geworden war.

Auf dem Hügel beim Eingang der Kathedrale konnte Josiel bereits aus der Ferne sehen, dass zwei Gruppen von Templern mit etwas Abstand vor dem Eingang standen, eine Gruppe trug die blauen Kriegsröcke der Ramieliten und die andere Gruppe trug die grauen der Ragueliten.

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Alessiel
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Re: Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Alessiel » 13.09.2015 - 21:57

Keranel schmeckte die salzige Seeluft, die über das Meer herüber getrieben wurde.
Er befeuchtete seine trockenen Lippen und wusste nicht ob er aufatmen sollte als die Stadt Oslo in der Ferne zusehen war.
Wie gern wäre der dunkelblonde Engel jetzt weggelaufen. Einfach mit seiner Schar aufs Festland und Skandinavien den Rücken gekehrt.
Stattdessen blickte er mit strenger und ernster Miene gerade aus. Erschöpft von den ganzen Geschehnissen die in dem Dorf das sie vor einiger Zeit verlassen hatten passiert waren.

Der Michaelit hatte zugesehen das sie hin und wieder landeten um Pausen zu machen, er wusste das Jesaniel diese brauchen würde. Niemals hatte er es jedoch direkt angesprochen, nur wenn der goldene merkte das es wieder so weit war eine Rast einzulegen befahl er die Landung.
Auch dann konnte der dunkelblonde nicht verschnaufen seine Sinne waren geschärft jederzeit bereit von der Traumsaat oder den seltsamen Geschehen überrascht zu werden.

Als sie dann ankamen hatte Keranel das ungute Gefühl gepackt dass das was sie im Dorf erlebt hatten nur der Anfang von allem gewesen sein sollte.
Josiel berichtete von den Templern, er sandte es an seine Schar weiter und stellte sich auf einige Konversationen ein. Der goldene rieb sich einmal über die Augen und befahl dann seiner Schar zu landen als sich die richtige Gelegenheit dafür ergab.

Seine besonderen Augen die nun die Farbe von Eisblau angenommen hatten, blickten in die Gruppe der Templer und kam näher.

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Re: Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Kuniel » 13.09.2015 - 22:31

Dreizehn Templer standen vor der Kathedrale, acht ramielitische Templer von denen eine Nora war, welche deutlich angespannt war in der Stille, die die Szenerie dominierte. Die fünf raguelitischen Templer trugen eine Art Plattenrüstung mit den Rüstungsteilen, welche sonst Metall wären durch ein seltsames Material ersetzt, dass milichig weiß war und stumpf im Licht wirkte. Die Ragueliten flüsterten nur ab und zu miteinander und schienen damit zufrieden zu sein, Abstand von den Ramieliten zu halten.

Die Hände der ramielitischen Templer streiften nie weit von deren Waffen und sie musterten die Ragueliten argwöhnisch als erwarteten sie, dass sie sich als Traumsaat in jedem Moment entpuppen würden. Nora lief auf und ab vor der ramielitischen Gruppe, aber hielt inne als die Engel ankamen. Sowohl die Ragueliten als auch die Ramieliten strafften deren Haltung und die Templer wandten mit respektvollen Blicken sich erwartungsvoll den Engeln zu. Kurz blickte Nora zu den Ragueliten, sichtlich unsicher, wie sich die Ragueliten verhalten würden, aber jene blieben stumm und ließen Nora den Freiraum, als erste zu den Engeln zu sprechen.

Nora musterte die Schar und begrüßte jene in einem höflichen Ton: "Salve, Keranel. Ich sehe, dass eure Reise beschwerlich gewesen sein muss. Vielleicht sollten wir einen ruhigen Platz finden, wo wir über die Geschehnisse reden können, während deine Schar ruhen kann?" Nur für einen kurzen Moment blickten Noras Augen in die Richtung der Ragueliten. "Ruhe ist wichtig in diesen Tagen. Gott weiß, dass wir bald diesen Luxus nicht mehr genießen werden können.", beendete sie mit einem freundlichen Lächeln.

Die Ragueliten währenddessen machten keinen Hehl daraus mit ihren Blick und ihrem hektischen Geflüster, dass sie neugierig waren, woher Keranels Schar gekommen war und was sie gemacht hatten.

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Re: Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Alessiel » 14.09.2015 - 00:03

Sein durchbohrender Blick wanderte über die Templer und blieb dann an einer bekannten Person hängen.
Electa Nora Degen.
Keranels Gesicht vertriet die Freude nicht die er im inneren spürte als er in ihre Augen blickte. Er war unglaublich froh eine Kompetente Person anzutreffen. Seine Mimik jedoch blieb ernst.
Er nickte ihr zu. "Salve."

Natürlich verstand der Michaelit was sie mit ihren freundlichen Worten ausdrücken wollte. So nickte er nur ein zweites Mal.
"Das können wir tun, aber mein Ramielit wird uns begleiten."

*Ihr könnt euch ausruhen. Shezariel und ich werden sehen was sie zu sagen hat. Natürlich werden wir euch danach auf den laufenden halten.*
Sandte der goldene seinen Engeln in einem ruhigen fast sanften Ton.

Schnell berührte Keranel den Geist seines Ramieliten. *Das ist Nora Degen, die Electa. Die kompetenteste Person hier in Oslo von der ich dir erzählt habe.*
Informierte er Shezariel.

"Geh vor, wir folgen dir." Richtete Keranel seine Worte wieder der Electa zu, ohne großartig durchblicken zu lassen das er mit seiner Schar sprach.

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Re: Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Kuniel » 15.09.2015 - 01:07

Shezariel, Keranel:

Nora ging zu einem der ramielitischen Templer und befahl ihm Wache zu halten in ihrer Abwesenheit. Sich Keranel wieder zuwendend, nickte sie und führte sie von der Kathedrale weg und das Wirrwarr der Häuser. Für eine Weile führte Nora die zwei Engel nur stumm an und versagte ihnen jede Chance zu einem Dialog. Erst als sie zu den Teilen der Innenstadt kamen, welche immer noch Ruinen waren und deren Straßen von keinen Kirchendienern frequentiert wurden, begann sie zu reden.

„Ingvar wird euren Missionsbericht nicht hören können. Das werde ich übernehmen.“ Sie schaute in die vage Richtung der Kathedrale. „Er hat seine Hände voll zu tun mit den Urieliten. Jetzt ist es nicht nur Stavanger, sondern Thule, ein ehemaliges raguelitisches Templerdorf, hat sich ihnen auch angeschlossen. Und es werden noch mehr sich ihnen anschließen… weil die Urieliten ihnen für die nächsten zwanzig Jahre erlauben wollen, den Kirchenzehnt zu ignorieren. ‚Um Skandinavien wieder neu aufzubauen‘ angeblich…“ Sie schüttelte ihren Kopf als ihre Stimme wütender wurde und wollte schon mehr sagen als sie beim Anblick der Engel innehielt und seufzte. „Entschuldigung, dies ist nicht eure Verantwortung. Ich habe kein Recht euch meine Sorgen aufzubürden.“ Ihr Gesichtsausdruck wurde ernster. „Was konntet ihr über diese ‚Seuche‘ herausfinden?“

Rumael, Josiel, Jesaniel:

Die drei Engel kamen bei dem Cellae-Gebäude ohne Probleme an. Die wenigen Kirchendiener, welche auf den Straßen unterwegs waren, vermieden es die Engel direkt anzublicken und es war gar erkennbar wie mancher Kirchendiener, falls alleine, schnell durch die Straßen ging als trieb ihn eine seltsame Furcht.

Vor dem Gebäude, in welchem die Cellae für die Engel waren, standen drei Monachen mit zwei Eimern Wasser und Bürstenund waren dabei die letzten Überreste von einem roten Schriftzug von der Fassade abzuwaschen.

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Re: Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Alessiel » 15.09.2015 - 10:32

Keranel sprach nicht, sah keinen Sinn in einer Konversation, da ihn vielleicht jemand belauschen könnte. Es hieß Vorsicht walten lassen.
Er folgte zusammen mit Shezariel der Electa und hin und wieder beobachtete der dunkelblonde Engel die Frau. Versuchte sie einzuschätzen.

Als Nora dann stehen blieb um reden zu können. Sah sich der Michaelit kurz um. Man konnte noch immer das Vergangene sehen.
Jedoch wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Electa zu.
Bei ihren Worten runzelte der goldene leicht die Stirn. Dieser Krieg der Menschen ermüdete ihn langsam. Oft genug hatte Keranel im Dienste der Kirche Krieg geführt und war zusammen mit Engel und Templer Seite an Seite in die Schlacht gezogen. Langsam aber sicher erschöpfte ihn das ganze.

Nora war die Wut ganz klar anzusehen und dann sagte sie etwas das ihn ein wenig überraschte nur war es dem goldenen nicht anzusehen.
Die bunten Augen die ein Misch aus blau und grün-gold angenommen hatten sahen ihr direkt in die Augen. Langsam schüttelte der alte Engel den Kopf.
„Schon gut Electa, manchmal muss man es sich einfach von der Seele reden.“
Leicht zuckten seine Mundwinkel eine Andeutung eines Lächelns.

Dann aber wurde der Michaelit wieder ernster und berichtete ihr von Anfang an was geschehen war. „Wir haben diese Ketzerin Meredith aufgesucht und ich danke dir für deine Warnung.“
Innerlich war der Michaelit froh das es Nora war die seine Worte anhörte und nicht Ingvar.
Keranel erzählte davon das Meredith in einem Zelt mitten in der Wildnis gehaust hatte, von den Bildern an der Wand, welche Shezariel natürlich besser wiedergeben konnte.
Davon das sie ihr Zelt angezündet hatte und so Beweismaterial verbrannte falls sie sterben sollte.
Der goldene sprach nie abfällig von ihr, er gab nur wieder was geschehen war.
Erzählte weiter davon als sie in das Dorf Elverum kamen und was sich dort zugetragen hatte. Der Kopf der Frau, die Augen die golden wurden und wie er dann explodiert war.

Von der Kirche, die Falltür den seltsamen Gang und das was dort unten zu finden war. Auch die seltsame Zeitverschiebung erwähnte er, dann die Frau mit den goldenen Augen. Blickte zu Shezariel und fragte ihn physisch nach den genauen Worten die er wiedergeben sollte. Aus irgendeinen Grund glaubte der dunkelblonde das diese Information wichtig war. Das was Rumael gehört hatte fügte der goldene mit an.

Seine Erzählung war jedoch noch nicht zu Ende berichtete von der großen Halle, deren Bilder und auch nach einer Pause in dem er durchatmete doch keine Angst oder etwas anderes ähnliches auf seinem Gesicht zu lesen war, er behielt seine ernste Miene, von den seltsamen Geschehnissen dort unten, welche Josiel gesehen und über die Seele der Schar mitgeteilt hatte.
Auch davon was die Frau sagte, das sie einen Engel aussuchen sollten, falls sie an der Wahrheit interessiert seien.

Keranel erwähnte natürlich nicht was innerhalb der Schar passierte, Josiel und Jesaniel erwähnte er nicht. So etwas war Sache der Schar und nicht Sache der Menschen.
Zum Schluss berichtete der alte Engel von der Traumsaat, deren Verhalten und das sie mit einem Ablenkungsmanöver entkommen konnten.
„Und so befahl ich den Rückzug. Sie wären zu viele gewesen. Meredith wollte dort bleiben, es war ihre Entscheidung, ich ließ sie gewähren.“
Der Michaelit kam ein Schritt näher auf Nora zu, blickte ihr fest in die Augen hielt aber noch immer respektvollen Abstand. „Ich werde meiner Schar einen Tag Zeit geben um sich auszuruhen und morgen würden wir diesen Engel aufsuchen, vielleicht kann er uns dazu mehr sagen. Es ist zwar nur eine Idee aber die einzige die wir im Moment haben.“
Beendete er seinen Bericht und gleichzeitig Vorschlag.

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Re: Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Kuniel » 15.09.2015 - 20:46

Shezariel, Keranel:

Nora hörte ausdruckslos Keranels Bericht zu, nickte ab und zu, fragte kurz ab und zu, wenn ihr ein Detail nicht klar war, aber zum Schluss schaute sie besorgt, aber auch nachdenklich weg als sie mit verschränkten Armen gegen eine verfallene Wand lehnte. Ihren Kopf schüttelnd sagte sie leise: "Ragueliten... Sie waren schon immer Eigenbrötler gewesen, aber das..." Keranel anblickend, erklärte sie. "Ingvar verhandelt zwar gerade mit einer urielitischen Delegation, welche einen Teil Skandinaviens zu Urielsland erklären will, aber gleichzeitig verhandelt er auch mit den ehemaligen Ragueliten, welche die Urieliten ausnutzen. Ohne das Personal, dass uns der Kirchenzehnt liefert, müssen wir auf bestehendes Personal zurückgreifen und das bedeutet zum Großteil: Ehemalige Ragueliten. Offiziell werden sich diese neue Urieliten hier in Skandinavien Urielsländer nennen, aber insgeheim sind sie genau dieselben, welche hier vor dem Fall von Trondheim geherrscht hatten. Selbst nach dem Fall ihres Himmels, streben sie immer noch nach Isolation..." Sie überlegte kurz. "Wisst ihr, wer diese Frau mit den goldenen Augen war? Es kann keine Schrottbaronin sein… Wir wüssten, wenn jemand mit solch bizarrer vorsintflutlicher Technologie hier in Skandinavien herumlaufen würde. Aber warum jetzt? Und was ist ihr Ziel überhaupt?“

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Re: Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Josiel » 19.09.2015 - 13:24

Der Flug war anstrengend. Josiel hielt die Augen offen, wies Keranel auf mögliche Stellen zum Rasten hin, wenn sie welche sah. Als sie in Oslo ankamen, war sie mehr als dankbar, dass er die Gespräche allein mit Shezariel übernahm. Erschöpft kehrte sie in die Cella zurück, registrierte die saubermachenden Monachen nur halb bewusst und hakte es als eine weitere Merkwürdigkeit dieses unwirtlichen Landes ab, dass es hier Leute gab, die die Gebäude der Engel beschmierten. Es war bei Weitem nicht das Beunruhigendste, das sie hier erlebt hatte.
Sie war so müde, dass sie nicht einmal die Energie aufbrachte, sich von den Wänden der Cella bedroht zu fühlen, sondern ließ sich auf ihren Hocker sinken und schloss die Augen.

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Re: Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Alessiel » 21.09.2015 - 11:52

Es sind doch eindeutig eure sogenannten Ragueliten, die wissen, was hier los ist…

Kam ihm Meredith Worte wieder in den Verstand als er Noras Worte über die Ragueliten hörte.
Wie viel wussten die Bewohner dieses Landes wohl wirklich?
Vielleicht waren die Angelegenheiten der Menschen gar nicht so unwichtig. Oh wie er dieses Land jetzt schon verfluchte.

Bei Noras Frage verschränkte der Michaelit die Hände hinter den Rücken, eine militärische Haltung die der alte Engel oft einnahm wenn er einen Bericht oder ähnliches wiedergab.
Seine Augen waren auf ihre Gestalt fokussiert, blickten ihr direkt in die Augen.
„Eigentlich wissen wir nichts über diese Frau. Aber ich habe beobachten können das Meredith eine Verbindung zu ihr hatte. Sie scheinen sich zu kennen.“
Der Michaelit runzelte die Stirn. „Diese Frau mit den goldenen Augen sagte das wenn wir die Wahrheit erfahren wollen einen Engel in Rovan aufsuchen sollen.“
Er nahm die Arme wieder nach vorn und verschränkte sie vor der Brust. Seine bunten Augen wanderten über den alten Stein.
„Ich möchte euch nicht entmutigen aber ich denke ehrlich gesagt wenn das wahr sein sollte was die Frau mit den goldenen Augen dort unten gesagt hatte dann ist der Krieg euer kleinstes Problem.“
Er blickte wieder auf, sah Nora in ihre Augen und kam einen Schritt näher auf sie zu.
„Ich möchte mich auch nicht in eure Dinge einmischen aber ich denke es wäre strategisch klug das was diese Frau gesagt hatte im Kopf zu behalten. Auch wenn es vielleicht nur ein Hirngespinst einer Verrückten sein sollte. Wie heißt es so schön? Wenn man einen bestimmten Grad an Wahnsinn erreicht hat, stört einen vieles nicht mehr.“
Nur kurz wurde sein Blick etwas weicher, vielleicht nur ein Bruchteil der Sekunde, dann wieder kehrte der ernst in seinem Gesicht zurück.
„Ich werde morgen früh mit meiner Schar nach Rovan aufbrechen vielleicht erfahren wir wirklich mehr.“

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Re: Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Kuniel » 21.09.2015 - 14:27

Shezariel, Keranel:

Nora wirkte etwas entspannter bei Keranels Reaktion als würde sie seine militärische Art beruhigen. Gewohnheit und Routine gaben ihr die Sicherheit nicht zu sehr an der komplizierten Situation zu verzweifeln und so hörte sie Keranel still zu und nickte mit einem düsteren Gesichtsausdruck als er ihr erklärte, was die Frau zu sagen hatte und das sie Meredith gekannt hatte.

„Ich hatte es schon immer seltsam gefunden, warum eine dieser britischen Ketzer gerade jetzt hier auftauchen würde. Entweder flüchtete sie vor der Invasion ihrer Heimat oder der Grund warum sie hier war, war wichtiger als ihre Heimat zu verteidigen. Keine der beiden Optionen haben je mein Vertrauen erregt, aber Ingvar vertraute ihr…“

Erst hatte sie genickt als die Engel Rovan erwähnt hatten, aber als Keranel nun dies im Zusammenhang mit ihrem eigentlichen Ziel erwähnte, blickte sie schockiert. „Ihr wollt nach Rovan…?!“ Sie schüttelte ihren Kopf, aber fügte nachdenklich hinzu: „Wenn es aber einen Ort in Skandinavien gibt, wo man etwas verstecken kann, dann ist es ein Ort wie Rovan. Nicht einmal die Inquisition hat Kontakte dort oben.“

Ihr Ausdruck wurde ernster: „Ruht euch aus so gut es geht, ihr werdet es brauchen. Rovan liegt im Nordosten von hier in der Nähe des Brandlandes. Die einzigen, die in der kargen Gegend da oben herumlaufen sind Plünderer, Sklaventreiber und Heiden. Die ersten zwei Gruppen sind fast ausschließlich Nomaden, während die Heiden die einzige beständige Macht da oben sind. Diese Heiden nennen sich die Erben Baldurs und sind genauso verrückt und seltsam wie man von einer Gruppe von Leuten erwarten kann, die freiwillig so weit im Norden leben.“ Sie nickte zu Shezariel. „Euer Ramielit weiß sicherlich mehr über deren irrsinnige Rituale. Ich glaube, der Engel hieß Nemuel, welcher mit seiner Schar auf diese Heiden während des Krieges gegen den Südbund gestoßen war.“ Sie schaute zum Himmel und dann wieder zu Keranel: „Ich sollte wieder zurück gehen. Ich werde Ingvar erzählen, was ihr mir erzählt habt.“

Gerade wollte sie gehen als sie Keranel lächelnd: „Ach, und seid nicht überrascht, wenn die Heiden euch mit offenen Armen empfangen. Sie sind sehr gastfreundlich, aber ihr solltet wissen, dass sie Kannibalen sind.“

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Re: Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Alessiel » 22.09.2015 - 11:24

Keranels Stirnrunzeln wurde stärker. Nora sprach da etwas an was er sich schon die ganze Zeit über gefragt hatte.
Was verband Ingvar und Meredith? Warum hielt der Mann so viel von ihr?

Die Electa reagierte geschockt als der Michaelit davon redete das sie nach Ronovon fliegen wollten.
Also auch dort war ein Hindernis. In diesem Land wimmelte es vor Gefahren. Er musste noch stärker aufpassen als zuvor.

Seine bunten Augen wandten sich Shezariel zu, nickten ihm zu. Dieser würde wissen was er tat und ihn mit Informationen versorgen.
Nora wollte gehen und sein Blick kehrte wieder zu ihr zurück. Doch sie blieb stehen und lächelte. Ganz leicht zuckten seine Mundwinkel, ein Anflug eines Lächelns. „Danke für die weitere Warnung.“
Innerlich jedoch überschlug sich alles in seinem Kopf und er spürte wieder das Pochen hinter seinen Schläfen.

Als Nora sich dann abwandte hielt der Michaelit sie noch einmal zurück.
„Warte.“
Seine Stimme war ruhig aber dennoch würde sie ihre Wirkung nicht verfehlen.
Der alte Engel kam ein paar Schritte auf sie zu, stellte sich hinter sie. „Weißt du warum Meredith Ingvar so wichtig ist? Wenn du etwas weißt Nora dann teile das wissen mit uns.“
Sein Flüstern war leise, dennoch verständlich. Etwas in ihm sagte das er der Frau trauen konnte.
„Wann genau hast du von ihr erfahren?“ Er klang nicht anklagend oder misstrauisch, sondern sanfter als seine Stimme vorher gewesen war. Vielleicht sogar vertrauensvoll?

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Re: Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Kuniel » 22.09.2015 - 17:06

Shezariel, Keranel:

Nora hielt inne und dachte über Keranels Frage nach. "Ich selbst hatte immer ihren Wert angezweifelt. Sie war zu redselig und selbst wenn nicht absichtlich fürchtete ich immer, dass sie Leuten Dinge erzählen würde, die sie nicht hören sollten. Wir sind immer noch im Krieg und ich habe keinen Zweifel, dass der Nordbund auch seine Spione hat.Aber Ingvar hat immer mit ihr alleine geredet. Worüber weiß ich nicht. Aber wenn jemand ihr Gerede verstehen würde, dann wohl er. Sein Vater war schließlich ein raguelitischer Monach gewesen."

Sie zuckte mit den Schultern bei Keranels zweiter Frage. "Sie war einfach eines Tages da. Ich weiß noch, dass ich mich mit ihm darüber gestritten habe, sie bei uns aufzunehmen. Wir hatten schließlich gerade erst den Südbund besiegt und der Nordbund war natürlich motiviert uns anzugreifen. Und in einer solchen Situation einem Ketzer aufzunehmen... Aber soweit ich weiß, hatte sie einer dieser ehemaligen raguelitischen Inquisitoren aufgegriffen als sie hier in Skandinavien landete, obwohl es in Ingvars Erzählung so klang als hätte jener Inquisitor auf sie an der Küste gewartet." Sie schüttelte ihren Kopf. "Wer weiß schon, wie dies geschah." Seufzend fügte sie hinzu. "Schlachten sind da so viel einfacher. Da gibt es einen Feind und alles was man zu tun hat, ist ihn zu besiegen..."

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Re: Kapitel 02: Der Horizont im Zwielicht

Beitrag von Alessiel » 23.09.2015 - 11:18

Ingvar hatte also immer allein mit ihr geredet. Warum war ihm diese Ketzerin so wichtig?
War es vielleicht doch falsch gewesen sie dort zu lassen?
Aber andererseits wäre sie jetzt schon längst Tod, der Traumsaat hätte sie nicht entkommen können. Vielleicht aber lebte sie auch nicht mehr…

Keranels Miene wurde nachdenklicher, ein Inquisitor also….
Er unterbrach seine Gedanken als die Electa leise zu seufzen begann. Bei ihren Worten wurde der Gesichtsausdruck des Michaeliten weicher.
„Ich weiß was du meinst, Nora.“ Es war ein Flüstern dennoch konnte man die wärme und das Einfühlungsvermögen hören. Ganz vorsichtig streckte Keranel eine Hand aus und berührte Noras Schulter mit seinen Fingerspitzen. Eine Geste des Verstehens.
Doch sie dauerte nicht lang, war nur kurz, nahm wieder Abstand, die Wärme in seinen Augen erlosch zurück blieb die kühle.
„Danke, für die Information.“
Er wandte sich seinem Ramielit zu und verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust.
*Weißt du etwas über diese Heiden?*

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