Der scheinbare Fall der Samaeliten traf die Angelitische Kirche so nah an ihrem Herzen, wie es kaum ein Ereignis seit dem Erscheinen der Fegefeuer beinahe 500 Jahre zuvor vollbracht hatte. Die Bastion war verloren, mit ihr ein Himmel und ein ganzer Engelsorden. Das Brandland von Korsika jedoch liegt auch heute noch wie ein ewiger Grabstein aus Wasser und Staub in jenem Tyrrhenischen Meer, welches man in vorsintflutlicher Zeit oft als ein Paradies auf Erden bezeichnete. Was unter den Bewohnern Italiens kaum einer, und selbst in den Archiven Roma Eternas nur wenige wissen: Es gibt einen weiteren Felsen in der Brandung der Angeliten.
Die Isles Elbanis, im gemeinen Common Elbanische Inseln genannt, sind ein kleines Archipel, nur wenige Meilen vom Brandlandkorridor entfernt, und von unschätzbarem Wert für viele Fraktionen.
Durch seine Entfernung zum Festland blieb das Inselreich über eine lange Zeit vom direkten Einfluss der Kirche mehr oder minder verschont, und als schließlich das berüchtigte Fegefeuer von Jahr zu Jahr näher rückte, hatte man diesen Teil der Welt unter der römischen Hand längst abgeschrieben.
Die Elbaner jedoch sahen nicht ein, warum sie sich ihrem unausweichlichen Schicksal beugen sollten. Mit Willenskraft, Kampfgeist und der Unterstützung ketzerischer Technologie gelang es dem standhaften Volk, die konstanten Überfälle der Traumsaat abzuwehren. Man erzählt sich, in den ersten Jahren hätten die Körper der Dämonen die Inseln gesäumt, gleich den Oliven einer verdorbenen Ernte.
Dann fiel Korsika, ein Schicksalstag im Leben der Insulaner.
In der Hauptstadt der Angeliten war man sich der heiklen Situation durchaus bewusst, und so beschloss man, die Elbanischen Inseln zu einem Stützpunkt zu machen, um das Brandland von Korsika untersuchen zu können, zumal auch das Schicksal der Samaeliten ungeklärt geblieben war. Dort jedoch trafen die Templer auf erbitterten Widerstand. Eine Diadochen-Sippe der achten Generation, die sich selbst Napoleoniten nannte, war mit der angelitischen Übernahme ganz und gar nicht einverstanden, hatte man bisher doch ein unbehelligtes Leben in der Abgeschiedenheit geführt.
Die darauf folgenden Kämpfe waren schrecklich, viele nannten es ein Massaker. Rom wollte nicht unnötig viele Truppen in die kleine Provinz entsenden, und so wurden die Templer von den napoleonitischen Waffen förmlich niedergemetzelt. Auch der Einsatz einiger weniger Engelsscharen blieb erfolglos, denn der Schrottbaron und seine Mannen waren durch ihre geographische Lage Angriffe aus der Luft gewöhnt.
Zähneknirschend, und zudem widerstrebend, weitere Truppen an diesen Heiden zu verschwenden, entschloss man sich, Friedensverhandlungen zu führen. Die Gespräche waren propagandistisch ungefährlich, das ehemalige Elba war abgelegen, und so beugte man sich bald den Vorstellungen des Diadochen. Bis heute kann man die Angeliten auf den Inseln an wenigen Händen abzählen.
Friede ist ein relativer Zustand auf diesem Archipel. Die Dämonen der Traumsaat mögen zwar nicht mehr so zahlreich sein wie in den Tagen ihrer ersten Invasion, aber dennoch stellen die Klauen und Zähne der Monster eine ernsthafte Bedrohung für die Inselbewohner dar. Die nördlichen Eilande werde seit Jahrhunderten von Piraten bewohnt, deren bisher nicht einmal die Diadochen gewahr werden konnten. Spricht man vom Herrschergeschlecht, muss man auch erwähnen, dass viele zu Recht an der geistigen Gesundheit des momentanen Schrottbarons Napoleon XIII. zweifeln, auch wenn niemand sagen kann, welche Auswirkungen dies auf die Inseln haben wird, immerhin fürchten selbst die berüchtigten Korsaren seine Unberechenbarkeit. Und letztendlich bleibt es fraghaft, ob die momentane Invasionsstimmung der Kirche dem Pakt ein baldiges Ende bereiten könnte.
Die Bewohner der Elbanischen Inseln sind diese Gefahren gewohnt. Sie warten mit störrischer Geduld, was als nächstes geschehen wird, und dann werden sie entscheiden, was zu tun ist. Wenn man sich tagtäglich den beißenden Staub des Brandlandes aus den Augen reiben muss, lernt man, auf alles gefasst zu sein.
So. Das sei der Einführungstext. Ich hoffe, ich habe euer Interesse für Elba geweckt, denn Quellenmaterial folgt bald.
